8. Rotes Meer

Durch Flauten und Regenböen der Äquatorzone quälten wir uns zu den Malediven.

In diesen vielleicht schönsten Atollen der Welt hieß es Abschied nehmen von den Tropen und vor allem von den Kokosnüssen, denn vor uns lag das von Wüsten begrenzte und wegen der starken Gegenwinde gefürchtete Rote Meer. In einer Zick-Zack-Linie knüppelten wir Tag für Tag Richtung Norden, besuchten den Jemen, Eritrea, Sudan und Ägypten und tauchten ein in die Märchenwelt von 1001 Nacht mit Weihrauchduft, verschleierten Frauen und schwer bewaffneten Männern mit Turbanen.

Den Suez-Kanal knapp vor Augen segelten wir am 8. April 1997 in eine stockfinstere, eisige Nacht, die uns den schwersten Sturm der gesamten Reise bescheren sollte. Um Mitternacht schlugen wir in einer steilen See quer und ein Brecher legte unser Boot fast flach aufs Wasser. Schäumende Kaskaden deckten uns mit Getöse ein, und wir krallten uns an der Reling fest, um nicht über Bord gespült zu werden. Unbeleuchtete Bohrtürme und mit den Elementen kämpfende Fischtrawler wurden wegen der Kollisionsgefahr zum Albtraum, der unseren Puls noch Tage später höher schlagen ließ. Wenn etwas gelungen ist, hinterher scheint es jedem einfach. Doch draußen auf See ist man alleine. Manche unserer Yachtfreunde hatten weniger Glück: Boote wurden durch Zusammenstösse mit Großschiffen und Treibgut beschädigt und gingen verloren, einige strandeten an Riffen, wurden von Piraten beschossen und manche verloren sogar ihr Leben. Wir hatten Gott sei Dank Glück. Ein Bananendampfer verfehlte uns um einige Meter, ein treibender Baumstamm konnte unserem Stahlrumpf nichts anhaben, unser starker Mast hielt trotz Bruch aller vier Unterwanten und unzählige kleine und größere Pannen konnten wir immer selbst beheben.

Balihaf, Golf von Aden, Yemen, Februar 1997