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3. Zeitlos im Pazifik

veröffentlicht am: 27. April 2017 | Doris Renoldner

Nach über einem Jahr in Patagonien wuchs die Sehnsucht nach wärmeren, tropischen Gefilden.

Im Februar 2004 steckten wir Nomads Bug in die unendliche Weite des Pazifiks, machten uns auf zu entlegenen Inseln, die seit der Kindheit unsere Phantasie beflügelt hatten. Traum und Wirklichkeit verschmolzen, als wir auf der Robinson Crusoe Insel jenen Aussichtspunkt erklommen, wo vor 300 Jahren der schottische Seemann Alexander Selkirk (alias Robinson Crusoe) Tag für Tag den Horizont nach einem Rettungsschiff abgesucht hatte. Auf der Osterinsel ankerte Nomad in der Bucht von Anakena vor den geheimnisvollen Steingiganten namens Moai. Auf Pitcairn rasten wir mit Steve Christian, Ururur-Enkel vom Obermeuterer Fletcher Christian, in einem halsbrecherischen Ritt durch die Brandung, um in der Bounty-Bay anzulanden.

In den Tuamotus traf Nomads Kurslinie jene von Susi Q, unserer ersten Yacht. Immer wieder hatten wir davon geträumt, zu diesen Atollen, die unsere Gedanken wie magisch anzusaugen schienen, zurückzukehren. Jetzt waren wir hier. Wie neun Jahre zuvor fiel unser Anker im Süden des Fakarava Atolls. Lang erträumtes Wiedersehen mit unserem Freund Manihi, der heute statt der legendären Fischfalle eine kleine Pension betreibt. Zeitlos zogen wir durch das Reich der Ringe, erwachten jeden Morgen in einer Postkartenidylle. Vor einem unbewohnten Motu blieben wir einen ganzen Monat, ernährten uns von Fisch, Reis und Kokosnüssen; Lagerfeuer am Strand inklusive. Ein simples Leben, schonend im Umgang mit Energie und Natur. Ein Leben zum Anfassen, fern von E-Mails, Facebook, TV-Berieselung, Fast Food und Rastlosigkeit. Waren wir jemals glücklicher?

Doch so sparsam wir auch waren, die Bordkasse blinkte auf Reserve und Nomad verlangte nach einer neuen Steuersäule. In Tahiti erwischte uns ein tropischer Sturm, der uns bis heute in den Knochen sitzt. Nicht angekündigte 60 bis 70 Knoten in stockdunkler Nacht, slippender Anker, Kollision mit dem Nachbarboot, Dingi und Windfahne aus der Heckplattform gerissen und futsch, Propeller samt Welle verbogen, Bimini zerrissen. Schock. Wir parkten unsere lädierte Lady in einer Werft und flogen nach Wien, um Geld zu verdienen. Wir produzierten die Multimediashow Um Kap Hoorn in die Südsee, mit der wir durch Österreich tingelten. Der Kameramann Christian Berger, bekannt für Filme wie „Das weiße Band“ oder „Caché“ stellte eine Doku über uns fertig, die wir als DVD „Leben mit dem Wind“ vertrieben. Als wir genug Geld beisammen hatten, kauften wir Tickets nach Tahiti.

 

Unser Lieblingsatoll in den Tuamotus, Franz. Polynesien, Mai 2004