La vie en bleu

30. Juni 2020 - Nach knapp vier Monaten verlassen wir das Zauberreich der Marquesas Inseln.

Wir lassen nicht nur die ewig schaukeligen Ankerplätze, die Nono-verseuchten Strände, die bizarren Bergformationen und die freundlichsten Einheimischen Polynesiens hinter uns, sondern auch die Gefühlshochschaubahn der letzten Wochen. Für eine gewisse Zeit wirkte die Covid-19 Pandemie wie ein Gleichmacher. Die Menschen rückten enger zusammen, Fremde redeten miteinander auf der Straße, alle fühlten sich ähnlich benommen, verängstigt und ungeschützt. Unsere Atuona-Quarantäne-Gruppe von gut 30 Booten verläuft sich bereits. Wir segeln auseinander, werden zwar befreundet bleiben, stellen uns aber gleichzeitig auf neue Ziele ein. Klar, wir werden uns wieder sehen, aber dieses intensive, konzentrierte Gefühl verliert sich. Statt von dem ständigen Corona-Thema blockiert zu sein, verspürt man nun einen gewissen Trotz. Nach dieser Pause muss das Leben irgendwie weitergehen. Wir alle sehnen uns nach der Freiheit, wieder wir selbst zu sein.

Drei Tage Überfahrt zu den Tuamotus, drei Tage und drei Nächte endlose Wassermassen, flüssige Wüste, alles blau, alles Pazifik, so weit das Auge reicht. Salzwasser spült bekanntlich viele Sorgenfalten fort, wir spüren endlich wieder, wie der Wind unser Boot davontreibt. Zum Vielinselreich der Tuamotus, winzige Sand- und Koralleninseln, wo das Wasser an flachen und hellen Stellen so klar wie Gin oder Wodka ist. Dorthin, wo vieles hinter uns liegt und vor uns nur noch ein paar palmengesäumte Motus und der nächste Sonnenaufgang. Dorthin, wo gefühlt die Zeit aufhört und wir uns ein paar Wochen verstecken wollen.

Einlaufender Tidenstrom spült uns am 19. Juni 2020 gemeinsam mit der Segelyacht Alrisha durch den Pass von Raroia. Wir folgen den Baken und ankern bei sanfter Brise aus Nordwest perfekt vorm kleinen Dorf. Endlich schaukelt Nomad nicht mehr, ganz im Gegenteil - sie liegt wie angenagelt in der Lagune. Weil starker Maramu (Südostwind) für die kommenden Tage prophezeit wird, verholen wir uns bereits am nächsten Morgen ins Südosteck des Atolls. Das Besondere an diesem Platz: drei österreichische Schiffe ankern hier! Drei österreichische Aluminiumyachten! Sicher eine Seltenheit in Raroia. Alrisha mit Brigitte und Ferry (www.alrisha.at), Pitufa mit Birgit und Christian (www.pitufa.at) und unsere Nomad. Täglich sitzen wir zusammen, spinnen Seemannsgarn, kochen viel, lachen viel und genießen es, wiedermal ungezwungen österreichisch schwadronieren zu können. Wir danken Euch für die gemeinsamen Stunden! Sobald das Regenwetter abzieht, wollen wir Raroia näher erkunden, das durch Thor Heyerdahl und seine Kon-Tiki-Expedition bekannt wurde. Mehr darüber beim nächsten Mal…

Tipps: Beim Dorf aufpassen auf das Ankerverbot direkt vorm Kai!

Unsere Ankerposition vorm letzten Motu im Südosteck: 16 Grad 13,71´Süd + 142 Grad 27,28´West; 12 Meter Wassertiefe, viele Korallenköpfe, Fender oder Bojen in die Kette binden, damit sie nirgends hängen bleibt. An Land: eine verfallene Hütte; viele Vögel, darunter auch Maskentölpel, die am Boden brüten.