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6. Im Indik

veröffentlicht am: 01. Mai 2017 | Doris Renoldner

Am 20. August 2008 verließen wir den roten Kontinent und zogen hinaus in den Indik. Ab jetzt ging es mit Riesenschritten heimwärts:

7.000 Seemeilen bis Südafrika, dazwischen Trittsteine wie Ashmore Reef, Christmas Island, Cocos Keeling. Eine tropische Depression, die uns bereits auf der Fahrt nach Chagos im Nacken saß, entwickelte sich zu Asma, dem ersten tropischen Zyklon der Saison. So mutierte das unbewohnte Atoll unserer Träume zum Albtraum. Auflandiger Starkwind verlangte kurz nach der Ankunft Ankerplatzwechsel. Bei peitschendem Regen und miserabler Sicht tasteten wir uns wie über ein Minenfeld durch die riffgespickte Lagune. Nach zwei Tagen zog Asma ab und wir konnten endlich an Land. Dort der nächste Schock. K.O. durch Kokosnuss, die Wolf aus drei Metern Höhe am Kopf traf. Zum ersten Mal verfluchte ich die Tatsache, völlig einsam, ohne Arzt, Spital oder sonstige Hilfe zu sein. Gott sei Dank kam mein Skipper mit Platzwunde, Beule und lädiertem Genick glimpflich davon. Wie zerbrechlich unser Glück doch ist.

Planänderung. Wegen der frühen Wirbelsturmaktivität segelten wir statt über Nord-Madagaskar und den Mozambik-Kanal die südlichere Route über Mauritius und Réunion und erreichten zum Nikolo 2008 Südafrika. Neuer Kontinent, neues Land, neues Abenteuer. Wie immer nach langen Seestrecken freuten wir uns auf festen Boden unter den Füßen. Safari im Wildreservat, Trekkingtour durch die Drakensberge, Klettern am Tafelberg. Dazwischen anspruchsvolles Küstensegeln bei sonniger Flaute oder eisigem Sturm. Überfüllte, von Schwell geplagte Häfen, Starkwind am Kap Agulhas, dem südlichsten Zipfel Afrikas und Flaute am Kap der Guten Hoffnung. Nach Kap Hoorn vor sechs Jahren auch diese Hürde geschafft. Hatten wir jetzt Mount Everest und K2 des Segelns bezwungen? Hinkender Vergleich. Die beiden Bergriesen sind immer gleich hoch, während man die Kaps in Tagestörns umschippern kann, ohne je gefährliches Wetter erlebt zu haben. Die immer genaueren Wetterberichte über Funk, Fax und Internet machen es möglich. Bei jedem Landgang gingen wir auf die Pirsch nach Internetcafés, um die aktuellsten Wetter-Websites zu durchforsten. Auf Nomad sind wir immer noch unplugged, kein Satellitentelefon und E-Mail an Bord. Wir genießen es, auf See nicht erreichbar zu sein, den Kontakt zum Rest der Welt zu verlieren.

 

Inkosana Lodge, Drakensberge, Südafrika, Jänner 2009

Trailer


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