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Abschiedstörn

veröffentlicht am: 20. November 2018 | Doris Renoldner

15. November 2018 - Wir lösen ein Versprechen ein. Wir wollen im Tahanea Atoll den Ankerplatz wiederfinden, an dem wir 2004 sechs unvergessliche Wochen verbrachten.

Manchmal bin ich ein Anhänger von Comebacks, halte sie für romantisch. Ich sehe darin die Chance, dem Früher nachzuspüren, gespeicherte Gefühle mit der Gegenwart abzugleichen. In Ermangelung der genauen GPS Position in unserem alten Logbuch müssen wir unserer Erinnerung vertrauen. Mit acht Gästen an Bord queren wir die immer noch unvermessene Lagune und lassen eine Stunde nach dem Pass den Anker im nur vier Meter seichten Türkis fallen. Am Computer vergleichen wir alte Fotos mit der Realität vor unserem Bug. Ja, genau hier könnte es gewesen sein. Wir schwimmen an Land und stehen die ersten Minuten ziemlich ratlos am Strand. Wir haben das Gefühl zu stören: den Sand, das Wasser, die Palmen, die Einsiedlerkrebse. Genau wie vor 14 Jahren umrunden wir das kleine Motu, schwimmen im himmelblauen Wasser, sammeln Muscheln und Schnecken, trinken prickelndes Kokosnusswasser. Herrlich einfach. Und genau wie damals frage ich mich: Warum nicht einfach hierbleiben?

Der 77. und letzte Tag auf Chappe belügt uns. Er beginnt zwar genau so wie alle anderen: Pünktlich gegen halb sechs Uhr wachen wir gleichzeitig auf und genießen die Aussicht durch die Kajütfenster aufs Meer. Aber Tage, die die Letzten ihrer Art sind, können den vorherigen noch so ähnlich sein, an ihnen klebt der Abschied. "Heute geht es nach Hause", sage ich. "Nach Hause, nach Österreich", flüstert Wolf, und es hört sich gar nicht danach an. Wie im Flug vergingen die letzten Wochen. Wir sind berauscht von den Farben der Atolle, der Inseln, des Wassers. Das Einzige, was ich ernsthaft befürchtet hatte, war, dass die Südsee uns nach all den Jahren vielleicht nicht mehr in ihren Bann ziehen könnte. Aber das Pochen der Sehnsucht ist immer noch zu spüren. Es duftet herrlich nach Frangipani und Tiare Blüten, und die Menschen haben das Lächeln nicht verlernt. Wenn sich jemand mit dem Lächeln auskennt, dann die Polynesier, davon verstehen sie was. Von der Beschwingtheit und der Leichtigkeit des Lächelns. Man ist einfach machtlos dagegen. Als ich in Fakarava ins Flugzeug steige, weiß ich, dass ich eine verzauberte Welt hinter mir lasse, eine Welt, die ich für immer in meinem Herzen trage. Eines ist jetzt schon klar: Südsee, wir kommen wieder!

P.S.: Hiermit schließe ich den Segelblog 2018. Meine Kurzgeschichten erhielten viel positives Feedback, diesmal auch Aufregung und Kritik. Aber das ist der Spiegel unserer Zeit. Ich bedanke mich bei allen, die mitgereist sind. Schön, dass Ihr dabei ward. Neuigkeiten sowie Geschichten über unseren Alltag in Österreich findet Ihr ab jetzt im Kapitel News und wenn alles läuft wie geplant, freue ich mich bereits heute auf den Segelblog 2019.

Trauminsel im Tahanea Atoll

Trailer


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