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Transpazifik

veröffentlicht am: 25. Februar 2020 | Doris Renoldner

25. Februar 2020 - Zwischen unserer Abfahrt von San Diego und unserem Landfall in Nuku Hiva erstreckt sich ein ganzer Kosmos.

20 Tage Ozeansegeln, 20 Tage Pazifik pur. Das ist viel und auch nicht. Was liegt zwischen Aufbruch und Ankommen? Außer einer 5.500 Kilometer weiten Wasserwelt.

Die Reise begann im winterlichen Kalifornien und führte uns in die feuchtschwüle Hitze der Tropen. Wir starteten in Fleecepullovern und Daunenjacken und kamen in Badehose und Bikini an. Wir meisterten unzählige Segelmanöver, refften meist in der Nacht das Groß ein oder aus, schifteten Genua samt Spinnakerbaum manchmal im Stundentakt. Aus dem Rhythmus geratene Strömungen und Dünungen ließen unser Boot rock´n and rollen, zuweilen so arg, dass wir auf gefriergetrocknete Trekkinggerichte umstiegen, richtig kochen war einfach zu anstrengend. Wir spürten die Angst im Nacken, 2000 Seemeilen handsteuern zu müssen, weil unser Autopilot seinen Dienst quittierte. Wir standen nach drei Stunden Freiwache wie Schlafwandler auf und fühlten uns tagsüber meist dösig. Wir gewöhnten uns an das nervtötende Knarzen der Leinen und Blöcke, an das Poltern in den Stauräumen und an das Quietschen des Ruderschafts.

Wir bestaunten Wale, Delphine, fliegende Fische, Sonnenuntergänge und die Farben des Meeres. Wir verloren jegliches Gefühl für Raum und Zeit, Wochentage waren am Pazifik bedeutungslos. Wir trieben dahin, lebten von einem Tag zum anderen, ließen uns vom Moment inspirieren und gaben uns vollkommen dem Reise-Flow hin. Wir spürten seidenweichen Wind auf unseren Gesichtern, auf unseren Körpern. Wir lauschten dem unablässigen Rauschen des Meeres. Wir erlebten ein Gefühls-Auf-und-Ab, das dem der Wellen glich und vollkommene Augenblicke, die nur uns gehörten. Wir akzeptieren die monotone Bordroutine von kochen, essen, abwaschen, lesen, Segelmanövern, schlafen, wachen und freuten uns wie Kinder über das tägliche Etmal, über E-Mails von Freunden und einen kalten Nescafé am Nachmittag. Und am Ende dieser epischen Fahrt entdecken wir vor allem eines – unsere eigenen Grenzen.

Überfahrt von San Diego, Kalifornien nach Nuku Hiva, Marquesas, Franz. Polynesien: 3014 Seemeilen, 20 Tage, 8 Stunden, 20 Minuten.

 

Trailer


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