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Abgenabelt

veröffentlicht am: 17. August 2020 | Doris Renoldner

11. August 2020 - Südsee-Oase: türkises Wasser, Palmen am Strand, weißblauer Passathimmel. Der Anker liegt fest eingegraben im Sand auf zwei Meter Tiefe.

Wie lange sollen, wie lange wollen wir noch bleiben? Ein paar Tage? Zwei Wochen? Oder ein Monat? Vorräte haben wir genug an Bord: Dosen, Kartoffeln, Zwiebeln, Käse, Marmelade, Mehl, Spaghetti, Reis, … Im Getränkestauraum gibt es noch ein paar Dosen Bier, 1 Flasche Rum, 3 Flaschen Wein, 1 Flasche selbstgemachten Zitronensirup. Bestimmt sind noch 150 Liter Wasser im Tank. An Orten wie diesen lernt man schnell, dass die Ressourcen knapp sind, und man bekehrt sich zu einer gesunden Sparsamkeit. Wir teilen uns zum Beispiel ein Käse-Eckerl zum Frühstück oder eine Eierspeise aus einem Ei. Hier gibt es kein Geschäft, wo man einkaufen kann. Auf einem unbewohnten Atoll löst Geld keine Probleme. Mir kommt vor, dass wir zu längst vergessenen Gesten der Bescheidenheit zurückfinden. Man kaut länger und besser und wird sich bewusst, dass jeder Bissen kostbar ist.

Ich verliere auf einsamen Inseln gerne die Bodenhaftung. Das Erleben der Unerreichbarkeit, das selbstbestimmte Dasein über Wochen hinweg, dieses klare, exponierte Leben an Bord. Unsere Welt ist simpel und gleichzeitig erfüllend und stark. Dennoch drängen sich immer wieder unbequeme Gedanken auf. Können wir unsere Reise trotz der Covid-19-Misere fortsetzen? Oder müssen wir über die kommende Hurrikan-Saison in Französisch Polynesien bleiben? Oder sollen wir doch nach Österreich fliegen? Aber wo können wir Nomad sicher abstellen? Seit Monaten dieselben Fragen. Und im Westen nichts Neues. Cook Inseln, Niue, Tonga immer noch zu. Neuseeland lässt nur Yachten ins Land, die im Vorfeld bestätigen, dass sie mehr als 50.000 Dollar für Bootsarbeiten ausgeben werden. Klingt irgendwie absurd. Wahrscheinlich müssen wir Kompromisse eingehen. Müssen durchhalten. Zudem: Ein gewisses Risiko bleibt immer.

Wie es sich für unbewohnte Inseln gehört, gibt es hier kein WLAN. Wir sind also nicht informiert, was in der Außenwelt vor sich geht. Die Augenblicke, die uns hier vergönnt sind, saugen wir auf, bevor die Wirklichkeit uns wieder einholt. Denn sobald wir Tahanea verlassen, gibt es nur noch einen Weg – den in die Zukunft, wie auch immer sie aussehen wird. Ich habe Vertrauen in uns und ins Schicksal und viel Zuversicht an die Welt da draußen.

Ankerplatz-Tipp im Tahanea-Atoll:

Beim Pass Motu Puapua: 16 Grad 50,68´ Süd + 144 Grad 41,81´ West, 10 Meter Wassertiefe, einige Korallenköpfe; herrliches Schnorcheln im Pass Motu Puapua (westlichster Pass von den drei „Eingängen“ ins Atoll), haben Riff-Mantas gesehen!


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