16. Oktober 2020 - Seit Maupiti geht es für uns wieder zurück nach Osten, das bedeutet: Wir segeln gegen den vorherrschenden Passat. Wir kreuzen auf nach Bora Bora, auch nach Tahaa, und es weht natürlich gegenan, als wir Huahine ansteuern.
Unsere Ovni ist leider keine Am-Wind-Rennmaschine und wie allen Booten mit Schwert fehlen ihr etwa zehn Grad an Höhe. Mehr als 60 Grad kommen wir nicht ran an den Wind, sonst stampfen wir uns im Seegang fest. Soll heißen: Wir brauchen Geduld und Zeit für die Rückreise zu den Tuamotus, den Marquesas und auch zu den Gambier Inseln, denn all diese Archipele liegen im Osten von uns. Der Weg wird also kein Spaziergang, kein Kaffeesegeln, doch die Verlockung bleibt groß.
Fare, der Hauptort von Huahine ist irgendwie aus der Zeit und aus der Welt gefallen. Mir gefällt sein Charme, seine Patina, sein Flair. Man steigt vom Dingi an Land und spürt den Zauber. Manche Orte haben ihn. Wir sind im langsam schlagenden Herz der Gesellschaftsinseln angekommen, hier gibt es keine Hektik. Auch wir beginnen, diese stoische Gemächlichkeit in uns aufzunehmen. Die andere Welt, die Welt der Endlosserien aus Schocks und bad news fühlt sich zurzeit sehr fern an. So wie heute, als wir die steinernen Kultstätten (Marae genannt) in Maeva im Nordosten der Insel besuchten, alleine durch geheimnisvollen Dschungel wanderten, einen riesigen Banjanbaum mit Luftwurzeln bewunderten und wilde Hühner gackern hörten. Huahine tut einem einfach gut, ohne dass man genau weiß, warum. Vielleicht ist es das sanfte Morgenlicht, die türkis blitzende Lagune, der Duft nach Vanille oder das Hexengetränk im Yacht Club, Maitai genannt.
Wir wollen noch ein paar Tage in Fare vor Anker bleiben, die Corona Einschränkungen haben unseren Segelalltag verlangsamt. Bei all dem Negativen, dass es über die Pandemie zu sagen gibt, finde ich, dass sie auch eine positive Seite hat, nämlich Zeit, die uns geschenkt wird. Zum Reflektieren, zum Geduld üben und zum Lernen, Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen zu lassen.
Wandertipp Huahine:
Marae Walk:
Mit dem Auto, Moped, Fahrrad oder zu Fuß die sechs Kilometer nach Maeva. Ca. 200 Meter vor dem Fare Potee (Nachbau eines traditionellen Hauses mit kleinem Museum) zweigt rechts ein Bohlenweg ab, gekennzeichnet mit Schildern zu Toiletten und Wanderweg. Steht man vor dem Toilettenhäuschen muss man sich rechts halten, der Trail beginnt sehr versteckt, verzweigt sich und führt zu drei großen Maraes. Dauer ca. eineinhalb Stunden hin und retour.
Unbedingt anschauen: die V-förmigen antiken Steinfischfallen bei der Brücke zum Motu Ovarei.