09. April 2022 – In den letzten Tagen stelle ich mir immer öfters die Frage, ob es eigentlich passend ist, dass wir auf Facebook und Instagram Bilder hochladen
oder einen neuen Blogeintrag auf unserer Website veröffentlichen. Dass wir von großartigen Skitouren erzählen, vom nigelnagelneuen Großsegel (www.raudaschl.co.at) oder über die nicht nachvollziehbare Annullierung unserer B1/B2 Visa für die USA, wenn sich nur ein paar hundert Kilometer entfernt Menschen im Katastrophenmodus befinden. Wenn in der Ukraine ein unbegreiflicher Krieg tobt, bei dem ständig ein Stück heile Welt verloren geht. Große Hilflosigkeit. Was können wir gegen den Krieg in der Ukraine tun? Außer Geld, Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel, etc. spenden? Demonstrieren gehen? Hoffnung geben, wäre jetzt vielleicht angesagt. Hoffnung und Zuversicht, dass es ein Morgen gibt, auch für die Ukraine. Und eine lebenswerte Zukunft. Selbst wenn ich das Gefühl nicht loswerde, dass wir alle wie Artisten auf einem Seil balancieren – nur leider ohne Netz.
Mit Veränderungen habe ich so meine Probleme. Es fällt mir schwer, sie mit leichtem Herzen zu begrüßen. Gleichzeitig müssen wir uns ständig auf etwas Neues einstellen – auf neue Coronaregeln, neue Einreisebestimmungen, auf die Technik einer neuen Kamera, auf Blasen in neuen Skischuhen und natürlich auf unsere baldige Abreise. Wir verschieben unseren Abflugtermin um drei Wochen, schalten das Handy stumm, verweigern Einladungen, verkriechen uns in der Wohnung und arbeiten kuriose Erledigungslisten ab, auf denen Dinge und Vermerke stehen, die nur wir verstehen. Endlose Stunden sitzen wir vor dem Computer. Zwei Besessene in einem kreativen Rausch mit kaum Schlaf, viel Kaffee und einem hochgesteckten Ziel: Vor der Abreise wollen wir unseren neuen Vortrag „Pacific Odyssey“ samt Buch halbwegs fertig haben.
Und trotz aller Sackgassen, Unsicherheiten und Wirren blühen und sprießen in unserem Garten Schneeglöckchen und Krokusse - der Frühling ist hier. Diese scheue, aber wild entschlossene Jahreszeit – mit ihrer unbändigen Sehnsucht nach Leben.
Bild oben: In der Segelwerkstatt am Wolfgangsee mit Florian Raudaschl und Christian Hager; Bild unten: Abfahrt vom Gamskarkogel, Großarltal, Salzburg