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Problemkind

veröffentlicht am: 10. Juni 2022 | Doris Renoldner

9. Juni 2022 - Seit mehr als 20 Jahren gehört Nomad zu unserem Leben. Kein Sommerflirt also, sondern eine Langzeitbeziehung mit allen Drum und Dran.

Unser schwimmendes Zuhause gibt uns nicht nur unglaublich viel, es verlangt auch viel von uns. Es verschlingt Geld und Zeit und treibt uns zuweilen in den Wahnsinn. Den diesjährigen Werftaufenthalt erschweren anhaltende Regenfälle, die die notwendigen Wartungsarbeiten ordentlich ins Stocken bringen. Regen kann in dieser Gegend einen Zustand beschreiben, in dem nicht nur Tropfen vom Himmel fallen, sondern Wasserschwälle niederstürzen. Nomads Stützen stehen dann in einem Süßwassersee. Als wir das Projekt „Maschine heben – Welle in die Kajüte ziehen - Wellenlager und Wellendichtung wechseln - Maschine fluchten und das Wirrwarr an Kabeln und Schläuchen wieder anschließen“ beendet haben, ist das Mistwetter immer noch da. Und der Sommer so weit weg wie ein Flug zum Mars. Zwölf Grad in Powell River, neun Grad in Texada Island. Ich schaue auf schieferfarbenes Wasser der Malaspina Strait. Mit jedem Tag entfernt sich das Gefühl, dass es bald losgehe. So regnet der Juni herein und es gibt noch viel zu tun.

Unser Hauptanliegen „Schwert-Sanierung“ ist - wie in vielen Werften zuvor - kaum durchführbar. Eigentlich möchten wir nur das Schwert, das schon ab und zu oben stecken geblieben ist, bis aufs Aluminium sandstrahlen oder abflexen. Danach Primer und Antifouling-Anstrich draufpinseln. Al, der Besitzer vom Texada Island Boatyard, zweifelt jedoch, unser Boot so hoch aufbocken zu können, dass das ganze Schwert rausschaut. Wir wollen es trotzdem probieren. Der Sling-Lift rollt heran und nimmt Nomad in die Mangel. Zwei breite Gurte werden unter ihren Bauch gespannt, dann ruckt und baumelt sie auch schon in der Luft. Wolf pumpt vom Cockpit das Schwert zur Gänze herab. Mehrere Styroporblöcke werden gebracht und übereinander gestapelt. Die Konstruktion erinnert an den schiefen Turm von Pisa. Ganz vorsichtig lässt Al per Fernsteuerung Nomad runter, kaum sitzt ihr dicker Bauch auf dem Styropor, beginnen die Blöcke zu kippen. Ob das gut geht? Wolf schüttelt den Kopf. Also Kommando retour. Nomad wird wieder tiefer abgestellt. Plan B: Nomad darf zwei Tage im Sling-Lift in den Gurten hängen bleiben, damit wir unser Problemkind, das Schwert, wieder in Schuss kriegen. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen …

 

Trailer


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