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Aufbruch

veröffentlicht am: 17. Juli 2022 | Doris Renoldner

15. Juli 2022 - Merkwürdige letzte Tage auf Texada Island. Unser Werftaufenthalt hat viel Zeit in Anspruch genommen und ist dennoch verflogen.

Die Gedanken federn hin und her zwischen dem, was war und dem, was sein wird. Viele Momente, die uns noch lange beschäftigen werden, viele Menschen, die wir hier kennen gelernt haben. Wie Brad, dessen Zementboot neben unserem stand. Ein Lebenskünstler, ein südafrikanischer Alexis Sorbas in Kanada, tausende Zitate und Lieder im Kopf, das Herz auf der Zunge, der sich ganz einfach freut, weil heute die Sonne scheint und der dem Schicksal die Stirn bietet, auch wenn es ihm eine Breitseite nach der andern gibt. Oder Don, der bereits in den frühen 1980er Jahren die Welt umsegelte, danach sein Holzboot verkaufte und nach Australien auswanderte. Jahrzehnte später entdeckte er seine „Clair de Lune“ in Kanada wieder, renovierte sie und will nächstes Jahr mit ihr nach Australien segeln – zu seiner Frau, seiner Familie und seinem Haus mit Swimming Pool. Oder John, der sich während der Covid Pandemie ein gebrauchtes Segelboot kaufte, den Propeller austauschte, die uralte Stopfbuchse aber nicht, und der beinahe abgesoffen wäre, weil diese leckte wie ein Wasserfall. Und Milo, die junge Sängerin, die in elf Monaten ein Beinahe-Wrack aus Stahl wieder flott bekam und jetzt in Quadra Island bleiben möchte, in einer Punk-Community. Leben findet immer in Nahaufnahme statt. Egal, wo. Egal, wie.

Als unsere Nomad nach neun Monaten an Land endlich ins Wasser gleitet, fehlen zwei Fenster am Kajütaufbau, die wir erst am Steg einbauen. Unzählige weitere Arbeiten müssen vor der Abfahrt noch erledigt werden. Doch am 14. Juli drückt Wolf den Gashebel nach vorne. Nicht sehr weit, nur so weit, dass der Motor hochdreht, dass wir Fahrt aufnehmen, dass wir uns mit zwei, drei Knoten der Hafenausfahrt nähern. Wir setzen zuerst das Groß, dann die Genua, drehen Nomads Nase nach Norden. Mein Herz überschlägt sich vor Freude, meine Beine zittern. Hurra! Das Meer gurgelt unter uns und singt ein Lied vom Aufbruch. Wir lassen Nomad freien Lauf, vor ihrem Bug der kanadische Sommer. Einfach ein Traum!

 Arbeiten, die wir in den 60 Werfttagen erledigt haben:

Komplettes Unterwasserschiff saniert inklusive sandstrahlen vom Schwert, danach Epoxyprimer und Antifouling-Anstriche

Rumpf lackiert: Wasserpass und obere Bordwand

Heck lackiert – alles mit Zweikomponenten Polyurethane Farben von Epifanes gestrichen

5 Fenster ausgetauscht: Plexiglas zugeschnitten, Ränder geschliffen, Schraubenlöcher gebohrt, Haftprimer aufgetragen, mit Sikaflex 295 UV eingedichtet, vorher die hölzernen Fensterrahmen innen mit Klarlack lackiert

Hydraulikschläuche vom Ruder getauscht

Propeller poliert

Steuersäule teilweise zerlegt und gewartet, Steuergelenke ausgetauscht

Motor: Wellenlager neu, Stopfbuchse neu, dazu müssen wir den Motor anheben und abklemmen, um die Welle nach innen ziehen zu können, Motor und Motorraum gereinigt, neuen Wassersammler eingebaut

Neue Ankerwinsch (Lofrans Tigres 1500 Watt) inkl. Schalter und Relais installiert, die Ankerwinsch haben wir uns von Deutschland schicken lassen, trotz Zoll und Transport war sie immer noch um die Hälfte billiger als hier in Kanada

Anker und Ankerkette in Vancouver frisch verzinken lassen

Neuer Waschtisch und Armatur im Bad inkl. Smart Tiles-„Fliesen“ = Aufklebefliesen

Übliche Wartungsarbeiten wie Winschen putzen, Rigg checken und weitere 1000 Kleinigkeiten …

Wegen des Schlechtwetters gingen die Arbeiten zu Beginn nur schleppend voran. Natürlich gibt es bereits eine neue To-do-Liste für den nächsten Werftaufenthalt, a never ending story!

 

Trailer


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