15. September 2022 - Pender Harbour liegt in der oft windzerzausten Malaspina Strait und lockt mit geschützten Buchten.
Egal, ob man gen Norden oder Süden unterwegs ist, in diesem hübschen Naturhafen stoppt man gerne, um einzukaufen, Diesel und Wasser zu tanken, auf den Mount Daniel oder den Pender Hill zu wandern. Obwohl wir schon ein paar Mal hier vorbeischauten, springt der Funke erst diesen Sommer über. Vor der Hospital Bay lassen wir den Anker fallen und rudern mit dem Dingi an Land. Live-Musik ertönt von John Henry´s Marina, die uns anzieht wie ein Magnet. Was für eine willkommene Abwechslung! Unterm Sonnendach spielt ein Althippie auf einer Fender-Stratocaster-Gitarre und singt dazu mit herzerwärmender Stimme. Wir hören Hymnen wie „She Loves You“, „Tequila Sunrise“, „American Pie“ … Eddy, der Musiker, ist Engländer, wie wir später erfahren und über siebzig. Langes blondgraues Haar, enge Jeans, Stiefeletten, spitzbübisches Lächeln. Zwischen den Liedern erzählt er Anekdoten aus seinem Leben, von der Zeit, als er selbst eine Band hatte, und die Beatles und die Stones noch in den Clubs von London auftraten. Dabei funkeln seine blauen Augen. „I burnt too many bridges, that´s why I am in Canada! Das Publikum sitzt zufrieden auf mitgebrachten Klappstühlen, hört zu, singt mit, klatscht nach jedem Lied. Eher Familienausflug als Abtanzen. Doch bei Neil Youngs „Harvest Moon“ hält Wolf und mich nichts mehr zurück. Und endlich schwingen auch die sonst so zurückhaltenden Kanadier ihre Tanzbeine. Der Geist ist aus der Flasche.
Pender Harbour hat aber auch seine Ecken und Kanten. Die Ufer sind verbaut, Bootshäuser und Stege strecken ihre Arme weit ins Wasser. Mit dem Dingi kann man nur bei Public Docks oder in einer der Marinas anlanden, überall anders warnen Schilder mit „Private Property“ und „No Trespassing“. Dieses Phänomen beobachten wir an der gesamten Sunshine Coast. In der Bucaneer Bay auf Thormanby Island schneiden zum Beispiel Privatgrundstücke den Zugang zu einem Provincial Park ab. Das fühlt sich irgendwie falsch an. Viele Häuser, die an der Küste kleben, sind Zweit- oder Drittwohnsitze und werden meist nur wenige Wochen im Jahr benützt. Oft frage ich mich, wie es hier in naher Zukunft aussehen wird. Wird dann alles komplett zugebaut sein? Ein Gefühl von Ohnmacht breitet sich aus und die Gewissheit, dass im Zeitalter der Knappheit der Verteilungskonflikt immer mehr in den Fokus rücken wird.
Unsere Ankerplätze in Pender Harbour:
Vor der Hospital Bay:
Position: 49 Grad 37,84´Nord + 124 Grad 02,16´West, 15 Meter Wassertiefe, Schlammgrund. Bei John Henry´s Marina gibt es eine Tankstelle, ein General Store, das auch als Post Office fungiert und ein Restaurant. Wifi findet man bei Dan´s Grill. Im Garden Bay Lake, der fünf bis zehn Grad wärmer ist als das kühles Meer, kann man gut schwimmen, der See liegt direkt an der Straße liegt und ist in 15 Minuten zu erreichen.
Madeira Park, Welburn Cove:
Position: 49 Grad 38,48´Nord + 124 Grad 01,58´West, 12 Meter Wassertiefe, Schlammgrund. Dingi beim Madeira Park Anleger lassen, fünf Minuten zu Fuß zum IGA-Supermarkt, ganz in der Nähe findet man einen netten Souvenirladen und eine Buchhandlung.
Super geschützte Bucht:
Position: 49 Grad 38,01´Nord + 124 Grad 02,20´West, 10 Meter Wassertiefe, ankerten hier bei 30 Knoten aus Nordwest ohne Probleme, mit dem Dingi kann man nirgends anlanden, weil die Ufer in Privatbesitz sind, wie so oft schränken private Mooringbojen den Ankerplatz ein.
Eddys Musik zum Reinhören:
Eddy Edrik auf YouTube
Hospital Bay