Wir folgen einer Vortragseinladung in die Schweiz. Eine halbe Stunde nach der österreichischen Grenze piept das Handy.
Eine SMS vom Telefonanbieter: „Lieber Kunde, bisher sind Kosten für mobile Daten im Ausland in Höhe von 60,00 Euro angefallen. Sie können nun keine Datendienste mehr verwenden.“ Und zack funktioniert unsere Navigation mit Google Maps nicht mehr. Befürchte eine stressige Irrfahrt zum Hotel in Bern. Es fühlt sich an, als hätte ich meine Lesebrille zuhause vergessen. Komme mir hilflos und ahnungslos vor. Was für ein entsetzliches Genörgel! Autofahren auf die alte Tour. Auch schön.
Natürlich hätten wir uns besser auf diese Fahrt vorbereiten können, doch der Gedanke kam uns gar nicht. Zerknitterte Land- und Straßenkarten stapeln sich irgendwo auf unserem Dachboden. Braucht man heute ja nicht mehr! Bei jedem Vortrag predigen wir, dass wir neben den elektronischen Seekarten immer noch die guten alte Papierseekarten an Bord verwenden, weil … eh schon wissen.
Jetzt düsen wir auf der Autobahn wie aus der Zeit gefallen, wie vor 20 Jahren ohne mobiles Internet. Erfreulicherweise funktioniert das GPS am Handy auch ohne Internetverbindung, und wir wissen mehr oder weniger, wo wir uns befinden. Schwierig wird es in Bern. Wir folgen den Schildern ins Zentrum und finden zu unserer Verwunderung auf Anhieb das Hotel. Ohne Navi ist man aufmerksamer. Man blickt mit wacheren Augen in die Welt, man schaut einfach genauer hin. Unseren alten, gelben Kastenwagen dürfen wir vor dem Hotel leider nicht stehen lassen. „Sie müssen das Auto in einer Tiefgarage parkieren“, meint die freundliche Dame an der Rezeption und erläutert den Weg. Wir folgen der Beschreibung und landen in der Fußgängerzone! Hilfsbereite Schweizer erklären uns, in welcher Straße wir abbiegen müssen und nach einigem Suchen finden wir die versteckte Einfahrt in die Garage. Geschafft! Ganz ohne Internet. Vermutlich verlieren wir alle schleichend den Bezug zu den analogen Dingen, die gerade vor unseren Augen in Echtzeit passieren, die wir aber nicht mehr sehen, weil wir in blaues Licht starren. Es geht uns viel verloren und irgendwann – befürchte ich - verlieren wir uns selbst.
Unsere Vortragstour geht in die Zielgerade. Süßer Schmerz der Melancholie, weil der Fokus des letzten halben Jahres sich nun bald in die Vergangenheit stehlen wird. Die letzten Wochen, Monate waren gefüllt mit Anspannung, Autofahren, Terminen. Aber auch voll von Freude, Dankbarkeit und Euphorie. Wir schicken Grüße an unsere Zuschauer, die mit dabei waren, als wir aus unserem Leben erzählten, die uns unglaublich nette Rückmeldungen mailten und uns immer wieder Mut machten. Die Vorträge haben erst richtig Spaß gemacht durch Euer aufbauendes Feedback, durch Eure Begeisterung. Es war wunderbar unsere Geschichten, unsere Erlebnisse mit Euch zu teilen. DANKE dafür!
ORF Landesstudio Eisenstadt