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Things break

veröffentlicht am: 02. Juni 2023 | Doris Renoldner

Einfach lossegeln und die große Freiheit genießen. Schön wär´s. Nach acht Monaten Winterschlaf braucht Nomad wieder viel Zuwendung.

Für alle, die unser Boot noch nicht kennen: Nomad ist eine betagte Fahrtenyacht, eine Sonate Ovni 41 aus den späten Achtzigern – ein Überbleibsel aus vergangen Tagen. Nach acht anstrengenden Monaten in Österreich klettern wir über eine Leiter auf unser schwimmendes Zuhause. Hoppla, nicht ganz –noch steht Nomad hoch und trocken in der Werft auf der kleinen Insel Texada in British Columbia.

Wir sind wild entschlossen, diese so schnell wie möglich zu verlassen. Doch bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns. Beim Checken der Maschine entdecken wir, dass ein hinteres Motorlager eingeknickt ist. Mühsame Internet-Recherche und unzählige Telefonate lassen uns schlussendlich vier neue Gummilager in Nanaimo bestellen. Zwei Tage später und 1.400 kanadische Dollar ärmer trudeln diese auch wirklich bei uns ein. Im www lesen wir, dass Motorlager angeblich alle vier Jahre ausgetauscht werden sollen. Herrje, unsere sind bereits zwölf Jahre im Dienst! Mittels Kettenzug heben wir den guten Yanmar wenige Zentimeter hoch und hocken zusammengefaltet zwei Tage lang im Motorraum. Patrick, unser Bootsnachbar, nennt diese Übung scherzend: Engine Yoga!

Was ich immer wieder gerne vergesse: Dass ein Werftaufenthalt eine einzige, niemals endende To-do-Liste ist. Dass eine anstehende Arbeit meist drei weitere Projekte zu Tage bringt. Dass man Dinge ständig sucht, Werkzeug verlegt, im Chaos lebt. Dafür genießen wir - im Gegensatz zum Vorjahr - herrlichstes Wetter. Es ist so trocken, dass sich der Werftboden in ein Beach-Volleyball-Feld verwandelt hat. Kräftige Windböen wirbeln immer wieder Staub auf, der sich erbarmungslos auf alle Boote legt.

Irgendwie gelingt es uns, dass Nomad nach nur 11 Tagen Wartungsarbeiten wieder im Slinglift hängt und zurück in ihr Element gleitet. Da ist es wieder dieses Gefühl im Magen, dieses leichte Zittern. Hoffentlich haben wir nichts vergessen. Kaum im Wasser prüfen wir, ob alle Bordventile dicht sind. Wolf entlüftet die Wellendichtung und startet die Maschine. Ich öffne bereits die Vorleine, als er aufgeregt ruft: „Der Auspuff spuckt kein Wasser aus!“ Das gibt es doch nicht! Kopfschüttelnd eilt Wolf den Niedergang runter, öffnet den Motorraum und findet zum Glück recht schnell den Grund des Übels: Eine schwer zugängliche Schlauchschelle unter dem Wasserfilter ist gebrochen, daher hat der Motor Luft anstatt Wasser angesaugt. Kleiner Fehler, große Wirkung!

Am Ende des Tages sitzen wir in Nomads Bauch und schlürfen Rotwein, während draußen eine kalte, sternenklare Nacht aufzieht. Selten zuvor habe ich mich so über das Knarzen der Leinen am Steg gefreut und über das leichte Schaukeln unseres Bootes. Wir sind endlich wieder am Wasser! Wir sind endlich wieder unterwegs.

Nomad kommt zurück in ihr Element!

Trailer


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