Skip to main content

Lucky

veröffentlicht am: 23. August 2023 | Doris Renoldner

Wenn ich das erste Mal den Kopf unter Wasser tauche und meine Haare sich ausbreiten wie die Arme eines Seesterns, dann ist Sommer.

Lange wartete ich heuer auf diesen Moment. Doch bei den Wasserfällen im Lucky Creek war es endlich soweit. Mit dem Dingi düsten wir eine halbe Meile flussaufwärts zu den ersten beiden Katerakten, stiegen barfuss über schwarze Felsen hinauf zu den Pools. Das Wasser kam mir eiskalt vor, doch kaum im kühlen Nass spürte es sich an wie das Natürlichste der Welt. Das erste Bad dieses Sommers! Endlich wieder schwimmen – wie sehr ich es doch vermisst hatte. Ich liebe Wasser. Mal ist es weich und schmeichelnd, mal kalt und abweisend. Mal lenkt es mich ab, mal tröstet es mich, mal fordert es mich. Doch fast immer macht es mich glücklich. Im Wasser scheint alles möglich, weil ich die gewohnte Welt der Schwerkraft verlasse. Große Ruhe und Zufriedenheit überkommt mich, wenn ich im Rhythmus ein - und ausatme. Und einzigartig das Gefühl, wenn ich aus dem Wasser steige, wenn die Tropfen prickelnd über meine Haut rieseln, dann fühlt sich mein Körper ganz leicht an.

Ein Steig führt in einer knappen Viertelstunde durch dichten Regenwald zu weiteren, völlig unerwarteten Pools und Wasserfällen. Dort oben sprudeln zwei Bäche und stürzen sich in ein kristallklares Becken. Allein saßen wir auf einer Felsklippe und hörten dem Rauschen der Wassermassen zu. Keiner von uns beiden sagte etwas. Die Kulisse war über jeden Kommentar erhaben. Als eine Wandergruppe lärmend auftauchte, war der Zauber des Augenblicks gebrochen.

Am späten Nachmittag stromerte ein Schwarzbär am Ufer unserer Ankerbucht entlang. Drehte verspielt jeden Stein um, knackte Austern auf und nahm kaum Notiz von uns, als wir lautlos mit dem Beiboot an ihm vorbeitrieben. Reflexartig hielten wir die Luft an und fühlten uns auf merkwürdig schüchterne, zögernde Weise glücklich. Wahrlich lucky im „Lucky Creek“!

Tipp:

Tief drinnen im Barkley Sound an der Westküste Vancouver Islands versteckt sich ein wahres Juwel! Falls Ihr in der Nähe seid, fahrt unbedingt hin!

Wir ankerten in der Bazetti Cove im Pipestem Inlet, Position: 49 Grad 01,12´Nord + 125 Grad 17,77´West auf 19 Meter Wassertiefe, gut geschützte Bucht. Mit dem Beiboot ist es von dort eine Meile zu den Wasserfällen, am besten eine Stunde vor und nach Hochwasser in den Lucky Creek rein- und rausfahren. Bei 2,50 Meter über Kartennull kamen wir ohne Probleme bis zu den ersten Wasserfällen.

Trailer


Du liest gerne unseren Reiseblog?
Unterstütze uns mit einer Spende oder werde ein Sponsor. Das Geld investieren wir in Ersatzteile für die NOMAD & in unsere Webseite.