Ua Huka mag uns nicht. Der Passat, der draußen aus Ost bläst, pfeift ums Inseleck aus Südsüdost. Dadurch stehen wir in der Baie Haavei auflandig.
Nomads Heck zeigt zum Palmenstrand, an dem sich die Pazifikwogen schäumend brechen. Fallböen jagen den Berg runter, reißen uns grob zur Seite. Die Ankerkette rumpelt im Beschlag, schickt ohrenbetäubende Geräusche durchs Schiff. Hinter uns wird die Brandung immer höher, an ein Anlanden mit dem Dingi ist nicht mehr zu denken. Nach einer schlaflosen Nacht verlassen wir enttäuscht Ua Huka, ohne die Insel diesmal betreten zu haben. Stecken unseren Kurs nach Hiva Oa ab, das 60 Seemeilen südöstlich von uns liegt und das bedeutet: Schoten dicht nehmen.
Ich mag Am-Wind-Kurse nicht. Bei der Vorstellung daran muss ich jedes Mal durch ein Nadelöhr – einen Widerstand von Unlust. Ich frage mich, warum muss ich das jetzt machen? Die schiefe Ebene, das ständige Abstützen, die stickig heiße Kajüte, weil alle Luken geschlossen sind. Aber dann schießen wir raus in den aufgewühlten Pazifik und meine Bedenken sind verschwunden. Alles sprudelt und kommt in Bewegung Das Meer beschenkt einen so reichlich. Da entsteht ein Glückserlebnis, das ich nirgendwo anders finde. Nach elf Stunden Schräglage erreichen wir die Nordküste von Hiva Oa. Sternenübersät hängt die Nacht über uns, als wir in die Baie Hanamenu steuern. Im Schneckentempo und mit Radarhilfe tasten wir uns durch die Finsternis. Keinerlei Konturen sind erkennbar, das Rauschen der Brandung hört sich sehr nahe an. Trotz aller technischen Hilfsmittel kommen mir Nachtansteuerungen bis heute unheimlich vor.
Wolf mag schaukelige Ankerplätze nicht. Ein kaum lösbares Problem auf den Marquesas Inseln. Auch Hanamenu ist geplagt von der allgegenwärtigen Pazifikdünung, darum verholen wir uns am nächsten Morgen zehn Seemeilen gen Osten in die Baie Hanatekuua. Hier schwankt Nomad zwar ebenso auf und ab, aber türkises Wasser und ein palmengesäumter Sandstrand entschärfen die Unbequemlichkeit. Außerdem haben wir uns mit österreichischen Freunden verabredet. Noch vor wenigen Wochen ankerten wir mit Pakia Tea in Mexiko und jetzt treffen wir sie hier wieder. Seit über zehn Jahren sind die beiden Meeresbiologen Sonja und Tom mit ihrem Sohn Keano auf ihrem 16 Meter langen Wharram Katamaran unterwegs. Das Besondere: Die Pakia Tea besitzt keinen Diesel- sondern einen Elektromotor, der nur für Hafen- oder Ankermanöver verwendet wird und ist somit das einzige (fast) energieautarke, lautlose Tauchschiff der Welt: www.planetocean.at
Nach einem köstlichen Abendessen auf dem bequemen Kat rudern Wolf und ich zurück zur schwankenden Nomad. Müde fallen wir in die Koje, doch unsere Gedanken kreisen immerfort um das Geschehen draußen. Um die Wellen, die ans Heck klatschen, um den Wind, der über die Bucht rauscht, um die Regenböen, die uns nicht schlafen lassen, weil wir ständig die Luken auf oder zu machen. Hanatekuua ist wahrlich kein verschmuster Südseetraum, sondern eher eine wilde Bucht an der umtosten Nordküste von Hiva Oa. Völlig einleuchtend, dass wir hier alleine ankern.
P.S.: Wie Euch sicher aufgefallen ist, hat unsere Website ein neues Gesicht. Schon länger verwendeten wir eine veraltete PHP-Version, die nun nicht mehr unterstützt wird. Folglich musste ein neues Design entwickelt werden. Wolf und ich sind digitale Dinosaurier, hatten aber volle Unterstützung von Joe Korntheuer: www.rauschfrei-media.at Ohne ihn hätten wir von unterwegs die Aufgabe „neue Website“ nie geschafft. Wir wünschen Euch viel Freude beim Stöbern auf unserer Homepage und hoffen, dass wir Euch auf diesem Weg weiterhin auf unsere Reise mitnehmen können.
