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Nana

veröffentlicht am: 19. August 2024 | Doris Renoldner

Tempus fugit – die Zeit fliegt. Unsere vier Monate in Französisch Polynesien sind unglaublich schnell vergangen.

Doch über Zeit wird in der Südsee nicht groß nachgedacht. Sie ist immer da. Wie die beste Freundin. Die letzten Wochen spürten sich an wie ein einzigartiger Traum. Ein Gefühl, dass nicht abriss, selbst wenn Pläne nicht funktionierten, weil wir zum Beispiel in Maupiti mit Covid im Bett lagen oder wenn es in Huahine tagelang nicht aufhören wollte zu regnen oder wir endlos in Raiatea auf ein passende Wetterfenster warten mussten, weil eine Passatstörung die nächste jagte. Je länger man wo bleibt, desto verwurzelter fühlt man sich. Man baut Verbindungen auf zum lokalen Alltag, zu Einheimischen, zu anderen Seglern. Man macht unzählig schöne Erfahrungen und natürlich auch ein paar schlechte. Das gehört dazu. Kein Platz auf der Welt ist ein fehlerfreies Paradies. Überall gibt es Ecken und Kanten. Oft fragen wir uns, wo es uns eigentlich am besten gefiel? Doch wir können uns auf keinen Ort festlegen. Es gab zu viele magische Momente. Wie den Landfall auf Nuku Hiva nach 19 Tagen auf See. Oder die Sonnenaufgänge in den Tuamotus, die immer nach Aufbruch und Anfang riechen. Zart, pastellfarben und so leise wie ein geflüstertes Versprechen. Oder das Gipfelglück in Bora Bora nach drei schweißtreibenden Stunden Aufstieg auf den schroffen Mont Pahia. Oder der Adrenalinschub in der sehr schmalen Einfahrt ins Mopelia Atoll mit seiner zum Hinknien türkisfarbenen Lagune.

Blick vom Yachtclub in Bora Bora

In vier Monaten Französisch Polynesien sammelten wir freilich auch weniger pompöse Eindrücke, dafür unzählige kleine, die das Puzzle eines Landes zusammenfügen. Erlebnisse, die authentisch, unvorhergesehen und zwischenmenschlich waren. Weiße Sandstrände und hellblaue Lagunen gefallen dem Auge. Aber sie berühren nicht. Begegnungen mit anderen Menschen tun das. Wie mit den Franzosen, die uns beim Bergen unseres Dingis halfen, nachdem wir es in einem Unwetter in Tahanea verloren hatten. Oder die nette Taxifahrerin in Bora Bora, die Freunde von uns um die halbe Insel zu einem Campingplatz chauffierte. Oder der freundliche Obstverkäufer in Port Phaeton - Tahiti, die lächelnde Tänzerin beim Heiva Festival in Huahine, der gefällige Manager der Marina Apooiti, der uns die letzte freie Mooringboje gab. Alltagswelten, kurze Augenblicke, geteiltes Leben.

Links: Am Gipfel des Mont Pahia, Bora Bora; rechts: Mauptiti

Französisch Polynesien, dieses riesige Inselreich im Südostpazifik, hat ungefähr die Größe von Westeuropa. Hier kann man sich leicht verlieren, jahrelang herumstromern und immer wieder Neues entdecken. Und man lebt nicht schlecht im französischen Übersee-Departement mit frischen Baguettes, Croissants, Bordeaux-Weinen und herrlichem Käse, mit guter ärztlicher Versorgung, mit lieb gewonnen Menschen. Doch im Grund meines Herzens weiß ich, dass wir bereit sind, weiterziehen. Der Abschied von Französisch Polynesien ist der Preis, den wir für das Ankommen in einem anderen Land bezahlen müssen. Wehmut beim Ausklarieren in Bora Bora, doch wir freuen uns auf Neues, auf ferne Horizonte. Wir segeln weiter nach Westen, dorthin, wohin wir bereits 2020 wollten, aber von Corona ausgebremst wurden. Auf ins Ungewisse! Auf ins Abenteuer! Auf ins Leben!

P.S.: „Nana“ ist der Abschiedsgruß in Tahiti - wie unser „Servus“, „Tschüß“, „Baba“.

Außenriff von Bora Bora

 

Trailer


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