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Don´t Worry, Be Haapai

veröffentlicht am: 06. Oktober 2024 | Doris Renoldner

Manchmal müssen wir uns gegenseitig daran erinnern, wo wir uns tatsächlich befinden: Im Königreich Tonga!

Im Haapai Archipel – 51 flache Koralleneilande und zwei Vulkane. Wir ankern hinterm Riff vor dem Hauptort der Insel Lifuka und schaukeln trotzdem. Das große Manko hier: In der gesamten Inselgruppe gibt es keinen einzigen rundum geschützten Ankerplatz, bei jeder Winddrehung ist man auf der Flucht. Pangai (ca. 1000 Einwohner) kommt uns verschlafen und weltverlassen vor. Ohne Ziel schlendern wir durch die Straßen, vom baufälligen Hafen bis dorthin, wo der kleine Ort ausfranst und zur Gegend wird. Schweine graben mit ihren Rüsseln Jamswurzeln aus, Ferkel quieken, Hühner gackern, Hunde liegen am Straßenrand, leider auch viel Müll. Frauen, ebenso Männer tragen lange schwarze Röcke, die mit Bastmatten umwickelt sind, was hübsch aussieht, aber auch irgendwie unbequem. Kinder hopsen kichernd zur Schule und rufen „Bye!“, niemals „Hello“.

Wir sind Palangi, Weiße, inmitten von Bronze. Wir sind Fremde. Jeder sieht es, jeder weiß es. Doch die Menschen winken und fragen, wie uns Haapai gefalle. Hier weiß man wenig über den Krieg in Europa oder über das Drama im Nahen Osten. Auf Lifuka hat man andere Sorgen, zum Beispiel dass es derzeit kein Benzin zu kaufen gibt und der einzige Bankomat der Insel streikt. Außerdem verwüsten in regelmäßigen Abständen Naturkatastrophen die Inseln, so wie 2022, als ein Untersee-Vulkan ausbrach. Die kolossale Eruption löste Tsunami Wellen aus, die bis Japan, Alaska und Südamerika schwappten. Nur zwei Jahre zuvor tobte ein Hurrikan über die Inseln. Viele Häuser sind bis heute nicht wieder aufgebaut worden, sehen trostlos und zerstört aus. Wilde Konstruktionen aus Wellblech, Beton und Holzlatten. Die Menschen nehmen das alles recht gelassen, wahrscheinlich eignet man sich einen gewissen Fatalismus an, wenn einem alle zwei Jahre das Haus davonfliegt und der Garten überflutet wird.

Haapai - das sind aber auch wilde, goldene Sandstrände, unbewohnte Inselchen, Wellenrauschen, hellblaues Meer, minzgrün umspülte Korallenbänke, Sonne auf der Haut, Horizont ohne Ende. Schraubenpalmen, Hibiskus, Papayabäume, Frangipaniblüten. Ein paar Tage nichts tun, schwimmen, schlafen, verharren, beobachten, Inventur machen. Die Reiseeindrücke der letzten eineinhalb Jahre etwas sacken lassen, wenn das überhaupt gelingt. Am Himmel die Sterne, am Strand wir beide, barfuss, Hand in Hand. Wir träumen uns an der Realität vorbei, sind verschollen im Erlebnis und vollkommen haapai!

Trailer


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